Geschichte

Die Entwicklung der Gemeinde seit 1459

Hier veröffentlichen wir in Zusammenarbeit mit den Heimatfreunden „Zeitdokumente” und Wissenswertes zur Geschichte Ellefelds.

Geschichte

Wer kennt den noch?

Der Pavillon befand sich unten rechts neben der Schule. Ellefelder der heutigen „mittleren Generation“ werden sich ganz sicher noch daran erinnern.

Der „Schuli“ war sehr beliebt bei den damaligen Jugendlichen. Sorgte aber genau deshalb im Ort für "allerhand Unruhe"...

Im Jahr 2000 wurde er abgerissen.

Dieses Bild entstand irgendwann in der Nachwendezeit und entstammt dem Fundus unseres Bürgermeisters Jörg Kerbers.

Dieses Bild hat Heinz Mühlmann, der Mitglied des Ellefelder Fotozirkels war, Ende der 1950er Jahre aufgenommen.

Brigitte Thoss
Heimatfreunde
(veröffentlicht im Ellefelder Bote Januar 2023)

Geschichten vom Ellefelder Gasthof „Goldener Löwe“

Im Jahr 1924, nach der Blütezeit der Stickereiindustrie, eröffnete Hermann Strobel in den unteren Räumen links von der Haustür die Gastwirtschaft Goldener Löwe. Diese wurde von 1937 bis 1966 von Willy Jahn weitergeführt. Die dazugehörigen Vereinszimmer waren der Treffpunkt für viele Ellefelder Vereine, wie z.B. Gesangsverein Liedertafel, Feuerwehr usw. Die Fußballer und ihre Fans debattierten sonntags nach dem Spiel im Golden Löwen.

In den Jahren 1957 bis 1961 hatte der Gasthof die Erlaubnis zur „Beherbergung fremder Personen“.

In Räumen des 1. Obergeschosses wohnten junge Damen aus der Gegend von Oschatz und Halle, die im VEB Suppina in der Hauptstraße 34 arbeiteten. Zwei dieser jungen Damen aus Oschatz fanden in Ellefeld ihre große Liebe, heirateten und fanden hier eine neue Heimat. An den jungen Damen aus Halle waren natürlich auch die Männer interessiert.

Ein junger Mann ist bei dem Brauch des „Fensterln“ von der Leiter gestürzt.

Am Stammtisch wurde allerhand Schabernack ausgeheckt. Nach Erzählung von Beteiligten wurde eine Wette abgeschlossen, ob ein Gast das Pferd seines Schwiegervaters in die Gaststube bringen kann. Sie dachten, das Pferd kann ja die vielen Stufen nicht überwinden.
Aber die Wette wurde gewonnen, da Liese durch den ebenerdigen Hintereingang in die Gaststube geführt wurde.

Zu Essen gab es im Löwen, wie in den meisten Gaststätten zu DDR-Zeiten, nur Bockwurst mit Semmel für 0,85 Mark. Manchmal kündigte die schwarze Tafel vor der Gaststätte an: „Heute frische Flecke“.

Wenn die Männer vom Frühschoppen sonntags zum Mittagessen nicht nach Hause kamen, passierte es auch, dass die Ehefrauen wutentbrannt den Topf mit Klößen oder die Pfanne mit Karpfen auf den Tisch stellten und sagten:„Do, friss“.

Bei den damaligen niedrigen Getränkepreisen in Höhe von 0,43 M für ein helles Bier, 0,51 M für ein Pils oder 0,55 M für einen Schnaps wurde in geselliger Runde öfters ein Glas zu viel getrunken. Wer knapp bei Kasse war, ließ auf dem Bierdeckel anschreiben und bezahlte nach erfolgter Lohnzahlung.

Wenn die große Standuhr in der Gaststätte Mitternacht anzeigte, musste sich der Wirt von seinen Gästen verabschieden, da die polizeiliche Sperrstunde begann. Beim Ausgang mussten die angetrunkenen Gäste höllisch aufpassen, dass sie keine der vielen Stufen verfehlten.

Wenn die Väter am Feierabend Durst hatten, wurden die Kinder mit einem Krug zum Löwen oder zu einem anderen Gasthaus geschickt, um Bier zu holen.

Nach 1966 wurden die ehemaligen Gasträume für die industrielle Produktion der Schürzenfabrik Emil Wied KG genutzt. Nach 1990 befand sich dort kurzzeitig ein Getränkemarkt. Die Firma Klaus Röder hatte auch ihren Sitz in der Schulstraße 18.

Brigitte Thoss
Heimatfreunde
(veröffentlicht im Ellefelder Bote März 2022)

Weihnachtserlebnisse aus den 1950er Jahren


Da es uns als Heimatfreunde in diesem Jahr nicht möglich ist, die obligatorische Weihnachtsausstellung im Oberen Schloss durchzuführen, kam mir der Gedanke, einige Erinnerungen an die Weihnachtserlebnisse meiner Kindheit in den 1950er Jahren aufzuschreiben.

In den Nachkriegsjahren war das Warenangebot in den Läden sehr gering und die Eltern hatten wenig Geld. Deshalb waren sie gezwungen, Weihnachtsgeschenke für ihre Kinder selbst herzustellen. Die Väter bastelten Puppenstuben, Kaufmannsläden, Pferdeställe und Modelleisenbahnen.

Puppenpaar aus den 1950er JahrenBildrechte

Puppenpaar aus den 1950er Jahren

Die Mütter trennten alte Pullover auf und strickten aus der Wolle Mützen, Schals, Socken und Armstecker. Aus Resten wurden für die Puppen Kleider genäht, gestrickt oder gehäkelt.

Als sich die Regale der DDR-Läden in den späteren 50er Jahren langsam füllten, waren beliebte Weihnachtsgeschenke Schlitten, Schneeschuhe, Puppen, Autos, Holz-, Metall- und Stein-Baukästen, Brettspiele, Quartett-Spiele usw.

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Das Puppenbad wurde hergestellt von der Firma Walter Becher, Ellefeld,

R.-Schumann-Str. 6

Kaufmannsladen aus den 1950er JahrenBildrechte

Kaufmannsladen aus den 1950er Jahren

Im Laden von Ernst Bernhauser an der Ecke Lindenstraße/Straße des Friedens wurden viele dieser schönen Sachen angeboten. Die Kinder standen mit leuchtenden Augen vor den Schaufenstern und hofften, dass der Rupprich ihnen davon etwas unter den Tannenbaum legte.

Beim Bäcker wurden Stollen gebacken. Manche Familien schickten einen Stollen nach dem Westen und bekamen dafür ein West-Paket. Vor den Feiertagen war Großreinemachen des gesamten Hauses angesagt.

Am Vormittag des Heiligabends wurde der Tannenbaum angeputzt. Das war nicht so einfach, denn Fichten waren nicht so gleichmäßig gewachsen wie die heute verwendeten Nordmann-Tannen. Die Äste, die nicht gefielen, wurden abgeschnitten, Löcher in den Stamm gebohrt und Äste an der gewünschten Stelle eingesetzt. Der Baum wurde mit im Handel erhältlichen Schneebelag aus Wattestreifen mit glitzender Oberfläche belegt. Nun kamen die Kerzenhalter mit den echten Kerzen drauf und der silberne Christbaumschmuck, manchmal auch Werdaer Zuckermännle. Als Krönung wurden die DDR-Silberfäden daran gehängt. Diese bestanden aus dünner Aluminiumfolie und hingen wie Sauerkraut am Baum. Am Ende wurde aus jeder alten Krakel ein schöner Tannenbaum. Beim Anzünden der Kerzen musste man auf der Hut sein, dass die Äste oder die Gardinen kein Feuer fingen. Mancher Tannenbaum überlebte die Weihnachtsfeiertage nicht.

In unserem hinteren Hausflur, von dem es links zum Stall und rechts zur Bauernküche ging, wurde das Heiligabend-Stroh ausgebreitet, das an die Geburt des Christkindes in einem Stall erinnert.  Früher schüttete man das Heiligabend-Stroh in die Stube. Unsere Tiere bekamen am Heiligabend eine Extra-Ration Futter.

Um 17 Uhr fand in der Lutherkirche die Christmette mit Krippenspiel statt. Das Foto aus dem Jahr 1953 zeigt, dass es damals nicht an Mitspielern mangelte. Während des Krippenspiels standen die Engel, die in weiße Nachthemden gekleidet waren und Pappröhren trugen, auf die Kerzen gesteckt waren, auf der Empore und sangen Weihnachtslieder.

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Christmette 1950

Nach der Christmette gab es zu Hause das Festessen mit Neunerlei. Neun verschiedene Lebensmittel mussten auf dem Tisch stehen. Die Bescherung fand bei uns erst am Morgen des 1. Weihnachtsfeiertages statt. Meine Oma sagte zuvor: „Mol seh, wos is Bornkinnel beschert hot.“ Am meisten freute ich mich darüber, dass meine Puppenstube und mein Kaufmannsladen wieder da waren und vielleicht ein neues Püppchen oder eine andere Kleinigkeit dazu kamen.

Zur Weihnachtsstimmung gehörte, dass auf unserem alten Grammophon die Weihnachtsplatten abgespielt wurden. In der „guten Stube“, unserer Wohnstube, wurde der Kachelofen geheizt und wir hielten uns in der Weihnachtszeit dort auf. Ansonsten war der Lebensmittelpunkt der ganzen Familie die große Bauernküche meiner Großmutter.

In der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr fanden die gegenseitigen Besuche der ganzen Verwandtschaft statt. Man musste sich deren Tannenbaum ansehen und beim gemeinsamen Kaffeetrinken probieren, ob der selbstgebackene Stollen der anderen „gerooten“ (gelungen) war.

Wir als Kinder hatten in der Weihnachtszeit voll zu tun, alle unsere Freundinnen und Freunde zu besuchen und mit deren Puppenstuben, Modelleisenbahnen und Pferdeställen zu spielen. Wenn die Jungen ihre elektrischen Eisenbahn einschalteten, war in der ganzen Nachbarschaft der Fernsehempfang gestört.

Puppenstube aus den 1950er Jahren

Puppenstube aus den 1950er Jahren

Einige Wochen nach Weihnachten wurden die Puppenstuben, Kaufmannsläden, Pferdeställe und Modelleisenbahnen wieder auf den Dachboten gebracht und warteten, dass sie zum nächsten Weihnachtsfest wieder heruntergeholt werden und die Kinderherzen erfreuen konnten.

Brigitte Thoß
Dezember 2021

Der Ellefelder Park wird 80 Jahre (2017)

Wenngleich er auch nicht übermäßig groß ist und auch keinen besonderen Baumbestand aufweist, so wird unser Park doch gerne besucht, sowohl von Erwachsenen als auch besonders von den Kindern der angrenzenden „Kinderwelt“.

Achtzig Jahre ist es her, als die Gemeindeverwaltung daran ging, auf dem Gelände eine Parkanlage anzulegen. Das ehemalige Wiesengelände gehörte zu so genannten Ochsenwiese, die sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts beiderseits der Göltzsch bis zum unteren Ortsausgang hinzog, als der Fluss noch sein natürliches Ufer hatte und die Wohnbebauung noch nicht bis zum Ufer reichte. Im gleichen Jahr, 1934, waren die Arbeiten zur Regulierung der Göltzsch und ihrer Fassung in einem Beton-Bett abgeschlossen worden. Am unteren Ortsausgang hatte der Fluss ein neues Bett erhalten. Ursprünglich floss die Göltzsch nach der Einmündung der Roten Göltzsch in einem Bogen am Fusse des Felsens entlang und erst kurz vor der Unterquerung der Straße nach Auerbach nahm sie den heute bekannten Verlauf. Die Begradigung schnitt diesen Bogen ab, der Verlauf erfolgte nunmehr parallel zur Straße.

Der Ellefelder Park in den 30-er Jahren als Baustelle - Bauarbeiter mit PferdenBildrechte

Der Ellefelder Park zu Baubeginn 1934.

Eine Flurkarte aus dem Jahre 1912 zeigt uns die ursprüngliche Situation. Gleich nach der Einmündung der Roten Göltzsch beginnt der große Bogen westwärts. Zu erkennen sind auch der in diesem Bereich abzweigende Mühlgraben zur Austen-Mühle, den es schon längst nicht mehr gibt, sowie der Hummels Teich, der von einem in Hohofen von der Roten Göltzsch abzweigenden Graben gespeist wurde. Eine andere Flurkarte aus dem Jahre 1925 zeigt die gleiche Situation.

Der Ellefelder Park in den 30-er Jahren als Baustelle - AufschüttungBildrechte

Aufschüttung des Ehrenhügels 1935.

Die Arbeiten für den Park begannen mit der Planierung des Geländes und der Anlage von Wegen. Als Besonderheit sollte ein Ehrenmal entstehen, 1935 erfolgte die Aufschüttung eines Hügels. Das Denkmal ist (glücklicherweise) nicht aufgestellt worden. Ein Parkteich entstand, Bänke wurden aufgestellt, Bäume gepflanzt, Blumenrabatten angelegt und zur Straße hin führte eine kleine Fußgängerbrücke. 1937 ist der Park fertiggestellt worden. Ein Schmuckstück für die Gemeinde Ellefeld war entstanden.

Der Ellefelder Park in den 30-er Jahren von oben gesehen.Bildrechte

Blick in den Park, Ansicht Richtung Hauptstraße, 1937

In der DDR ist der Park entsprechend der Möglichkeiten gepflegt worden. Im Goethe-Jahr 1949, anlässlich des 200. Geburtstages des Dichters, erhielt unser Park den Namen „Goethepark“. Nach und nach verschwanden allerdings die Blumenrabatten, die letzten in den siebziger Jahren. Gegen Ende der achtziger Jahre kam der Gedanke auf, die rechteckige Fläche vor dem aufgeschütteten Hügel im Winter als Eisbahn zu nutzen, es wurde auch schon Technik beschafft. Nach der Wende ist vieles erneuert und rekonstruiert worden, vor allem sind Spiel- und Klettermöglichkeiten entstanden, die von den Kindern gerne angenommen werden.

Ellefelder Park- ein Luftbild aus dem Jahr 2017Bildrechte

Ellefelder Park, Luftaufnahme, August 2017

Im Jahr 2017 wurde eine Neugestaltung des Parkes in Angriff genommen. Dazu haben Bürger in der Gemeindeverwaltung Ellefeld ihre Ideen zu neuen Nutzungs- und Gestaltungsmöglichkeiten eingereicht.  Diese hat der Gemeinderat geprüft und von 21 Ideen sind fünf in die engere Auswahl gekommen und zwei wurden tatsächlich umgesetzt: ein Klangerlebnispfad und eine Vogel-Ganzjahresfütterungs-Station.

Text: Horst Teichmann und Gemeindeverwaltung 

Als Ellefeld sein eigenes Geld hatte

Ein Geldschein aus dem Jahr 1923.Bildrechte

Banknote über fünfzigtausend Mark aus dem Jahr 1923

Die Ausgabe von Banknoten ist ein staatliches Hoheitsrecht und demzufolge Aufgabe einer Staatsbank. Wenn aber das Erfordernis, neue Banknoten herauszugeben, schneller wächst als die Möglichkeiten der Ausgabe selbst, ist eine Staatsbank überfordert. So geschehen in der Zeit der Hochinflation des Deutschen Reiches. Als die Wirtschaft des Deutschen Reiches in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg in die Inflation raste, mussten ständig neue Geldscheine mit höherem Nominalwert gedruckt werden. Im Februar 1923 kam erstmals eine Banknote zu 1 Million Mark heraus, der erste 10-Millionen-Schein folgte im Juli, im September rechnete man mit Milliarden und als Krönung gab es am 01.11.1923 eine Banknote zu 1 Billion Mark!

Auf diesen Reichsbanknoten war zwar immer die Garantie aufgedruckt, dass die Reichsbankkasse in Berlin dem Einlieferer die aufgedruckte Geldsumme auszahlt – aber das war ja auch nur Papier, das oftmals anderentags schon wertlos war.Welch unsagbares Elend brach durch diese galoppierende Geldentwertung über all die herein, die keine „festen“ Werte hatten, wie Haus, Grundstück o. ä.! Die gesamte Wirtschaft war zusammengebrochen, ja nicht einmal der Transport der kurzlebig gültigen Geldscheine von der Reichsdruckerei in alle Landesteile war mehr garantiert. Da entschloss man sich, den Amtshauptmannschaften, also den unteren staatlichen Verwaltungsbehörden, das Recht auf Ausgabe von Bank-noten zu übertragen. So gab es auch in den Amtshauptmannschaften Auerbach und Zwickau eigenes Geld.

Doch das reichte nicht aus. Städte und Gemeinden gingen dazu über, zum Zweck des örtlichen Zahlungsverkehrs eigene, nur im jeweiligen Ort gültige „Kassenscheine“
herauszugeben. Der Katalog des Dresdener Münzkabinetts gibt an, dass es eine solche Notmaßnahme auch in Ellefeld gab. Am 06.08.1923 erschien in der Regie „Gemeinderat Girokasse Ellefeld“ eine Ausgabe zu 20.000, 50.000 und 100.000 Mark, und der Gemeindevorstand sah sich genötigt, am 26.10.1923 „Geld“ in den Nominalen 2, 5, 10 und 20 Milliarden Mark herauszugeben!

Ein Geldschein über zwei Milliarden Mark aus dem Jahr 1923.Bildrechte

Banknote über zwei Milliarden Mark aus dem Jahr 1923.

Eigentlich sind es Barschecks in gedruckter Form. Die von der Girokasse Ellefeld ausgegebenen Vordrucke wurden vom Gemeinderat mit Wertangabe und Ausgabedatum bedruckt. Adresse und Konto-Nummer-Angabe sind zugedruckt worden, so dass sie nicht individuell ausgefüllt werden konnten. Zwei Unterschriften (Blechschmidt, Dressel) und ein Gemeindesiegel machen die Scheine amtlich.

Der Wahnsinn trieb noch schlimmere Blüten. Zur Hochinflation Ende 1923 war das sauer verdiente Geld oft schon nach Stunden wertlos. Das Geld konnte auf dem Transport von der Bank zur Fabrik, wo die Arbeiter bezahlt werden sollten, schon nur noch Papierwert haben. Um die Arbeiter rascher zu entlohnen, gingen manche Betriebe dazu über, eigenes Firmengeld zu verausgaben, mit dem dann im Betrieb eingekauft werden konnte.

Für Ellefeld nennt der o. g. Katalog zwei solche Betriebe: Die Fa. Gustav Arzt (mit Nominalwerten von 1 Million Mark, Ausgabe am 18.08.1923) und die Fa. AG Gardinenfabrikation. Es handelt sich hierbei um gedruckte Verrechnungsschecks der Plauener Bank AG in Falkenstein, auf denen hektographiert die Daten (Wert, Ort, Datum, Unterschriften) aufgedruckt sind. Zeugen einer schlimmen Zeit, verursacht von verfehlter Politik, ausgetragen auf dem Rücken des Volkes. 

(Quelle: Festschrift 550 Jahre Ellefeld, S. 51-52, ©2009 Gemeinde Ellefeld)

Bauernweisheiten

Die Heimatfreunde Ellefeld haben sich für dieses Jahr zum Ziel gesetzt, Wetter- und Bauernregeln zusammenzutragen, insbesondere solche aus unserer Region.

„Lichtmess im Klee, Ostern im Schnee“...

Wer kennt nicht diese oder ähnliche Sprüche, die aus gegenwärtigen Witterungszuständen auf künftige schließen sollen. Wetterregeln gibt es wohl Hunderte oder gar Tausende. Sie haben eine lange Tradition und stammen aus Zeiten, in denen es keine zuverlässigen Wetterprognosen, und schon gar nicht über einen längeren Zeitraum, gab.  

Kein Wirtschaftszweig ist so abhängig vom Wetter wie die Landwirtschaft. Ob Aussaat, Pflegemaßnahmen oder Ernte - für alle Arbeiten im Freien war und ist geeignetes Wetter Voraussetzung. Und wohl auch kein Berufsstand hat früher das Wetter so genau beobachtet wie der Bauer.

Bauernhof in Ellefeld um ca. 1930Bildrechte

Bauernhof in Ellefeld um ca. 1930

Dabei zeigten sich im Laufe der Zeit Regelmäßigkeiten und Wiederholungen. Was in den vergangenen Jahren (oder der Überlieferung nach in Jahrzehnten) passierte, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit auch jetzt und künftig wieder eintreffen. So entstanden die „Wenn … dann…“-Regeln.  Das bezog sich auf aktuelles Wettergeschehen:

„Wenn die Sonne Wasser zieht, gibt’s bald Regen“

oder 

„Abendrot – Gutwetterbot, Morgenrot mit Regen droht“
Wenn die Luft mit feinsten Wasserteilchen beladen ist, wird das helle Sonnenlicht in den roten Bereich verschoben – und Regen kündigt sich an. Bei Abendrot sind es meist Staubteilchen in der Luft, die diese Rotverschiebung ausmachen, vgl. auch die typischen Sonnenuntergänge in der afrikanischen Steppe.


„Wenn der Ostwind lange weht, ein teures Jahr entsteht“.
Kontinentaler Ostwind ist trocken, im Gegensatz zu Winden aus westlicher Richtung atlantischen Ursprungs.
 

Zum besseren Merken der Regeln sind die Inhalte zumeist in Reimform, manchmal auch als „Knüppelverse“, gestaltet.
 

Die Geschichte von Bauernregeln und Wetterprognosen geht auf das Mittelalter zurück. Im Zeitalter der Aufklärung und mit der Entstehung der Meteorologie konnten viele der empirisch entstandenen Regeln bestätigt und auch wissenschaftlich begründet werden. Dabei muss man allerdings bedenken, dass die Regeln zumeist nur aus regionalen Beobachtungen entspringen und in anderen geografischen Gegenden nicht zutreffen. Von „modernen“ und „aufgeklärten“ Menschen belächelt, enthalten solche Weisheiten aber sehr oft einen wahren Kern. Aber natürlich treffen nicht all diese Sprüche zu.

„Wenn der Frauenmantel schwitzt, bald Regen uns im Nacken sitzt“

An den relativ großen Blättern der Frauenmantel-Pflanze setzt sich der über die Spaltöffnungen ausgeschiedene Wasserdampf als Tröpfchen ab, wenn die Luft mit Feuchtigkeit gesättigt ist. Das muss nicht auf Regen hindeuten – die Sonne leckt den Tau alsbald wieder auf.

Mit Tau bdedecktes Blatt des Frauenmantels.Bildrechte

Mit Tau bdedecktes Blatt des Frauenmantels.

Manche Sprüche erlauben keine Erklärung, treffen aber doch oft zu:

„Treibt die Esche vor der Eiche, hält der Sommer große Bleiche – treibt die Eiche vor der Esche, hält der Sommer große Wäsche“.

Und dass die reiche Tracht der Ebersche (Vogelbeeren) im Herbst auf einen langen und kalten Winter deutet, ist auch nicht zu erklären.

Neben den Regeln mit kausalen Zusammenhängen gibt es eine Vielzahl von Regeln, die vom Wettergeschehen in bestimmten Monaten oder gar Tagen, so genannten Los-Tagen, ausgehen. Z.B. für Mariä Lichtmess, dem 2. Februar:

„An Lichtmess sehr kalt, wird der Winter nicht alt.“

„Ist´s zu Lichtmess klar und hell, kommt das Frühjahr nicht so schnell.“  

„Zu Lichtmess sieht der Bauer lieber den Fuchs in den Stall gehen als die Sonnenstrahlen“

„Wenn´s zu Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit.“

Ähnliche Sprüche gibt es für andere markante Tage, wie etwa die Eisheiligen Pankratius, Servatius, Bonifazius und Kalte Sophie (12. – 15. Mai). Tatsächlich gibt es Mitte Mai oft die gefürchteten Spätfröste. Die Bauern wissen, wann die Aussaat beginnen kann bzw. die Saatkartoffeln in die Erde kommen dürfen, damit die jungen Keime nicht erfrieren. Aber auch wenn es heißt:

„Vor Bonifazius kein Sommer und nach Sophie kein Frost“

...die Schafskälte um den 11. Juni herum kann auch noch zuschlagen und zu früh geschorene Schafe frieren lassen.

Die meteorologische Erklärung liegt bei beiden Phänomenen darin, dass im Frühsommer die Luft über dem Land sich rasch erwärmt, über dem Meer allerdings viel langsamer und dann bei West- oder Nordwest-Luftströmung ein Kälteeinbruch möglich wird. Erst nach Mitte Juni stabilisiert sich das Wetter im allgemeinen, und da haben wir den Siebenschläfer, der für „sieben Wochen“ das Wetter festlegt. Wir wissen aber auch, und darauf weist auch Wetter-Guru Jörg Kachelmann hin, dass sich die Lostage mit dem Übergang vom julianischen zum gregorianischen Kalender nach vorn hin verschieben.

Nicht immer richtet sich das Wetter nach unseren Regeln. Abnorme Wettersituationen, wie zu warme Winter oder extreme Kälte im Sommer kommen immer wieder vor. Und manche Wissenschaftler prophezeien das in verstärktem Maße für die Zukunft in Folge der Erderwärmung und damit veränderter Luft- und Meeres-Strömungen.      

                                                                            

Text: Horst Teichmann 

15.02.2018 (aus dem Ellefelder Bote)

Handwerker-Weisheiten

In unserer Sprache gibt es viele Redewendungen, Sprüche und Vergleiche, die aus dem Umfeld des Handwerks kommen. Das ist nicht verwunderlich, da doch über viele Jahrhunderte hinweg das Handwerk neben Landwirtschaft und Bergbau die wichtigste Säule der Wirtschaft war. Handwerker verarbeiteten pflanzliche, tierische und mineralische Rohstoffe, von Getreide und Fleisch über Fasern und Leder bis zu Eisen- und Edelmetallen. Dabei spielte die Handarbeit, das Können und Geschick des Handwerkers die entscheidende Rolle für die Qualität der Erzeugnisse. Die vielen spezialisierten Gewerke schufen ein verflochtenes Wirtschaftsgefüge. Alle Menschen, Bauern, Bürger, Kaufleute, Adelige waren von handwerklichen Erzeugnissen abhängig.

Die Zünfte wachten über Wohl und Wehe der Handwerker. Und wenn jemand die Zunftordnung verletzte, war er ein „Pfuscher“, der einem anderen „ins Handwerk pfuschte“. Wenn ein Handwerker die Zunftordnung nicht einhielt, musste er seinen Betrieb aufgeben, ihm wurde „das Handwerk gelegt“ (niedergelegt). Die Zünfte wachten auch über die Ausbildung. Und da waren „Lehrjahre keine Herrenjahre“, und erst die „Übung macht den Meister“.

Fleißige Arbeit war geräuschvoll: Das Schlagen des Bleches, das Nageln des Schuhmachers, das Bedienen des Webstuhles – „Klappern gehört zum Handwerk“. Und selbst das „Blaumachen“ war kein Zeichen von Faulenzen, sondern gehörte bei den Blaufarben-Arbeitern im Westerzgebirge zur Arbeitsabfolge, denn nachdem die über das Wochenende eingeweichten Stoffe aus den Farbbottichen gezogen wurden, mussten sie einen Tag lang in der Sonne hängen, um ihr Indigoblau zu erzeugen. Das geschah meist am Montag, der dann „blau“ wurde. Im übertragenen Sinne ist diese technologisch bedingte Zwangs-Arbeitspause zum Begriff eines arbeitsfreien Tages geworden.

Anders war es bei den Bau-Handwerkern. Denen sagte man nach, sie seien „pünktlich wie die Maurer“, vielleicht weil sie ihre Arbeit unter den Augen der Öffentlichkeit verrichteten? Zimmerleute mussten „den Nagel auf den Kopf treffen“. Voraussetzung dafür war, dass der Nagler (Produzent von Nägeln) „Nägel mit Köpfen“ gemacht hatte.

Wer schon einmal die Herstellung eines Holzfasses erlebt hat, weiß, wie sorgfältig der Böttcher vorgehen muss, um die Dauben mit Boden und Deckel zusammenzupassen und die Kopf-, Hals- und Bauchreifen aufzuziehen. Wenn dann beim Füllen und Transportieren das Ganze auseinanderfiel, hat es „dem Fass den Boden ausgeschlagen“.

Die Müller unserer Region waren auf fließendes Wasser angewiesen. Wenn das reichlich floss, war das „Wasser auf die Mühle“. Für die oberschlächtigen Mühlräder war das gut, sie hatten „Oberwasser“. Aber wenn ein Neider – wie auch immer – Wasser abzweigte und anderweitig nutzte, hatte er dem Müller „das Wasser abgegraben“, der dann seinerseits „auf dem Trockenen saß“. Das Mahlen war ein zeitaufwendiger Vorgang und wenn dann zur Erntezeit alle Bauern zugleich anrückten, hieß es: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“.

In jedem Dorf gab es eine Schmiede. Der Schmied versorgte viele Abnehmer mit Eisenwaren. Er musste dann oft „mehrere Eisen im Feuer haben“, andererseits zügig arbeiten, das „Eisen schmieden, solang es noch heiß ist“. Ja, und da er Pferde mit Hufeisen versorgte, die man oft auch als Glücksbringer über die Tür hing, war er eben auch „des Glückes Schmied“. Die Messer-Schmiede waren eine besondere Berufsgruppe, für die Fertigung von Messern, aber auch Degen zuständig. Und sie fertigten auch das „zweischneidige Schwert“ – im Gegensatz zum Messer, das nur eine Schneide hat.

Manchen Handwerkern wurden bestimmte Eigenschaften angedichtet. Es ist nicht verbürgt, dass alle Bürstenmacher übermäßig durstig waren und „soffen wie die Bürstenbinder“. Die Qualität von Tuch hängt wesentlich davon ab, wie fest Kett- und Schussfäden verbunden sind. Sind sie zu locker, gehen sie bei Feuchtigkeit ein, sie „gehen ein wie Kirchberger Tuch“ (sicher nur eine üble Nachrede).

Dass in Notzeiten die Silbermünzen leichter und unedler wurden, ist bekannt. Auch andere Produkte litten an Masse. Der Bäcker hat dann eben „kleinere Brötchen gebacken“. Und der Schneider hat dann gelegentlich mit „zweierlei Elle“ gemessen, vielleicht noch entschuldbar, da dieser Berufsstand zu den ärmsten gehörte. Er musste ja auch an Heizmaterial sparen, denn er wurde bedauert, wenn er „fror wie ein Schneider“. Trotzdem kann man nicht alle „über einen Kamm scheren“.

In der Enge der Handwerksgassen waren natürlich auch Klatsch und Tratsch verbreitet. Von manchem Nachbarn hieß es, er sei „ungehobelt“ oder „ungeschliffen“ - wie ein rohes Brett, das man erst nach gehöriger Zubereitung verarbeiten kann. Übrigens: „Schliff“ lernten die jungen Burschen früher in ihrer Soldatenzeit. Zog ein neuer Nachbar mit einem guten Leumund ein, dann hieß folgerichtig „Neue Besen kehren gut“. Dabei sollte man doch nicht „jedes Wort auf die Goldwaage legen“ (die ohnehin in den meisten Orten mangels Goldschmied nicht vorhanden war). Allgemein bekannt ist, dass die Flachs-Stängel nach der Ernte gebrochen und gehechelt werden müssen, um die holzigen Stängel-Anteile zu beseitigen und die Bastfasern zu parallelisieren. Der Vorgang muss oft wiederholt werden, so wie auch das wiederholte Gerede über Nachbarn zum „Durchhecheln“ wurde. Kam dann die Wahrheit ans Licht, ging manchem „ein Seifensieder auf“. Da war es schon richtiger, sich um seine eigenen Probleme zu kümmern: „Schuster, bleib bei deinen Leisten!“.

Gute Arbeit lohnte sich, damals wie heute. Konnte der Handwerker seine Ware gut verkaufen, erwarb er gelegentlich auch Reichtum, den er in der Truhe verwahrte – die Golddukaten ganz unten, weniger Wertvolles zum Schutz darüber. Und wenn man dies wegräumte, sah man, dass das Handwerk „goldenen Boden“ hat. 

Das Handwerk im Sprachgebrauch: Redewendungen führen uns in die Geschichte des Handwerks, das sich im Laufe der Zeit wandelte. Mehr und mehr zog auch im Handwerk Maschinenarbeit ein, die die Handarbeit und individuelle Handwerkskunst ersetzt oder mindestens ergänzt. Leider sind in der heutigen Zeit ganze Bereiche selten geworden oder gar verschwunden. Wo gibt es heute noch Seiler, Böttcher, Korbflechter, Kürschner, Schreiner, Besenbinder oder Wagner? Die Fertigung von Holzleitern oder Dachschindeln, von Handwagen oder Stühlen ist zumeist der Industrie überlassen. Wenigstens in Museen und Ausstellungen werden die Arbeitsmittel, die technologischen Verfahren und die Erzeugnisse noch vor dem Vergessen bewahrt: „Goldenes Handwerk“.

Veröffentlicht: 12. Juni 2020
Text: Horst Teichmann (Heimatfreunde Ellefeld)
Foto: Archiv Heimatfreunde

Ellefelder Läden zu DDR-Zeiten (Teil 1)

Lebensmittelläden

Zu DDR-Zeiten während der Jahre 1949 bis 1990 gab es in Ellefeld viele Ladengeschäfte der verschiedensten Branchen und Eigentumsformen. In 25 Ellefelder Häusern befanden sich über einen kürzeren oder längeren Zeitraum Lebensmittel-Läden. Wir hatten 11 Bäcker und 5 Fleischer. Es gab Geschäfte für Haushaltwaren, Textilien, Bekleidung, Schuhe, Schreib- und Spielwaren, Elektro-, Rundfunk- und Fernsehgeräte, Uhren und Schmuck, Pelze und Hüte, Polstermöbel und Teppiche, Blumenläden, Drogerie und Apotheke.

Beginnen wir mit den Lebensmittel-Läden. Am bekanntesten war die „große HO“ an der Hauptstraße 42, dem heutigen Möbelhaus Daheim. Am 1.7.1950 eröffnete dort die HO-Handelsorganisation eine Lebensmittel-Verkaufsstelle. Der Verkaufsstellenleiter war Herr Strobel und später seine Tochter Ruth Hendel.

Ortsgeschichte: HO-Verkaufsstelle Hauptstraße 42Bildrechte

HO-Verkaufsstelle, Hauptstraße 42

Der Verkauf erfolgte teilweise in Selbstbedienung und teilweise an Bedientheken für Backwaren, Fleisch– und Wurstwaren sowie Molkereiprodukte. In den letzten Jahren der DDR-Mangelwirtschaft standen besonders an Tagen der Warenanlieferung die Leute in Schlangen, um begehrte Produkte wie Wernesgrüner Bier, Früchte-C für die Kinder, Schnittkäse und Rosentaler Kadarka zu bekommen. Mittwochs war erst ab 10.00 Uhr wegen handelspolitischer Schulungen geöffnet. Die jungen Muttis stellten ihre Kinderwagen mit den Kindern, die meist mit einem Gurt am Wagen angebunden waren, vor dem Laden ab, weil der Eingang nur über mehrere Stufen erreichbar war. In der HO-Verkaufsstelle lieferten auch die Bauern und Hühnerhalter Eier ab, die dann als Frischeier angeboten wurden. Dafür bekamen sie die Berechtigung zum Kauf von Hühnerfutter. An der Außenwand des Hauses war ein Zigaretten-Automat angebracht.

Gegenüber der „großen HO“ an der Hauptstraße war der Gemüseladen. Bis in die 1950er Jahre betrieb Elsa Morgner (die Felixe) den Laden. Nach Übernahme durch die HO waren die Verkaufsstellenleiter Martin und Hilde Herold, später Martin Ebert.  

Ortsgeschichte: Gemüse-HO in der Hauptstraße 47Bildrechte

Gemüseladen in der Hauptstraße

Das Sortiment umfasste Obst, Gemüse, Speisekartoffeln, Südfrüchte, Fischwaren und Konserven. Wenn es Bananen, Apfelsinen, Pfirsiche, Gurken usw. gab, standen die Leute in Schlangen bis zur Straße. Sie stellten sich hinten an, ohne zu wissen, was es gibt. Pampelmusen gab es meist nur für Diabetiker auf Ausweis. Die meisten Waren wurden lose verkauft, in Papiertüten abgepackt oder in Zeitungspapier gewickelt. Oftmals herrschte Mangel an Papiertüten. Einmal wollte ich Zwiebeln kaufen. Da die Verkäuferin keine Tüten hatte, wollte sie mir die Zwiebeln in die Handtasche schütten. Da ich das verneinte, musste ich ohne Zwiebeln nach Hause gehen.

Die Suche nach weiteren DDR-Lebensmittel-Läden beginnen wir im Unterdorf und gehen in Richtung Falkenstein. An der Hauptstraße 7 betrieb Elsa Fuchs bis 1954 einen Laden, der von der HO-Wismut und später vom HO-Kreisbetrieb übernommen und von Gottfried und Ruth Thiem geführt wurde. Gegenüber an der Hauptstraße 10 (dem Starenkasten) konnte man bei Dora Bust bis 1954 Gemüse, Sauerkraut und saure Gurken kaufen. Der Verkauf erfolgte in einer Stube rechts im Erdgeschoss.

Im Haus Lindenstraße 4 hatte Elsa Morgner (Saale) bis 1957 einen Lebensmittelladen. Rosa Kühn hatte bis 1958 rechts neben dem Uhrmachergeschäft einen Schokoladen- und Süßwarenladen.

Die Konsum-Verkaufsstelle an der Hauptstraße 25 (neben Keilau) gab es schon vor dem 2. Weltkrieg. Am 1.4.1946 wurde der Laden wieder eröffnet. Viele Bürger waren Mitglieder der Konsumgenossenschaft und kauften wegen der Rabattmarken, auch Konsummarken genannt, in den Läden der Genossenschaft ein.

An der Ecke Südstraße/Alter Schulweg war das Geschäft von Georg und Wally Bernhard bis 1960 geöffnet. Der vorherige Besitzer war Emil Titscher und deshalb heißt der Alte Schulweg im Volksmund „Titschers Gasse“. Hedwig Bier verkaufte in ihrem Haus an der Hauptstraße 36 Lebensmittel. Später führte ihre Tochter Ruth Scholz dort den GPG-Blumenladen.

Von den Schulkindern war der Laden von Anna Leucht an der Kirchstraße sehr begehrt, da es dort u.a. viele Süßigkeiten, wie rot-weißen Pfefferminzfondant, Lakritzstangen, lose Bonbons, Tütchen mit Brausepulver, Waffelzigarren für 3 Pfennige und die großen gefüllten Waffeln für 10 Pfennige gab. In der Lindenstraße 33 hatte Elsa Hummel, die Frau vom Stellmacher Richard Hummel, bis 1953 einen kleinen Lebensmittelladen.

Im Gebäude des alten Feuerwehrdepots an der Lindenstraße 37 befand sich an der linken Seite ein Milchladen, der ab 1955 von Gudrun Strobelt geführt wurde. In dem Haus war auch ein Raum, in dem Freibank-Fleisch von notgeschlachteten Tieren verkauft wurde. Der Milchladen wurde später von Gudrun Strobelt und Thea Heckel als HO-Verkaufsstelle für Molkereiprodukte in der Schulstraße 21 weitergeführt. Es war eine körperlich schwere Arbeit für die dort beschäftigten Frauen, da die „gute“ Milch (3,5 %) und die „blaue“ Milch (1,5 %) in 20-Liter-Milchkannen angeliefert wurde. Mit dem „Nießelmooß“ wurde sie dann in die von den Kunden mitgebrachten 1- oder 2-Liter fassenden Milchkrüge aus Emaille oder Aluminium gefüllt. Später gab es Milch in Glasflaschen mit Pappdeckeln, die in schweren Metallkästen transportiert und früh zeitig vor den Läden abgestellt wurden. Bei großer Hitze war die Milch oder Sahne schon sauer, ehe sie zum Verkauf kam.

In den 1980er Jahren ist der Milchladen in die Lindenstraße 43 umgezogen (Haus Chryselius).

Der vorher in diesem Gebäude befindliche Lebensmittelladen wurde von 1929 bis 1966 von Martin Keller und anschließend von Erhard Riedel betrieben. Herr Riedel hatte seinen Laden zuvor an der Ecke Lindenstraße/Hauptstraße neben dem Laden von Ernst Bernhauser.

Ortsgeschichte: Komsum-Lebensmittelladen im Marktplatz 3Bildrechte

Bekannt war auch das Geschäft von Oswald und Charlotte Kellner am Marktplatz, das später von der Konsumgenossenschaft übernommen wurde.

In der Straße des Friedens 6 befand sich der Laden von Ernst Voigt, der in den 1950er Jahren von der HO-Wismut weitergeführt wurde. Viele werden sich noch erinnern, dass man später dort in der HO-Verkaufsstelle „Törtchen“ leckere Backwaren kaufen konnte.

Ortsgeschichte: HO-Verkaufsstelle Straße des Friedens 6Bildrechte

HO-Verkaufsstelle, Straße des Friedens 6 (Voigt)

Obst, Gemüse und Fisch war in der HO-Verkaufsstelle Straße des Friedens 8 erhältlich. Später befand sich in diesem Geschäft eine Annahmestelle für Altstoffe. Einen HO-Wismut-Laden führte Herta Leucht, die Pfaffen Hertel, von 1954 bis 1962 im Haus vom Pfaffen-Bäcker in der Straße des Friedens 10.

Im Haus Straße des Friedens 14 führte Kurt Wolf seit 1935 ein Lebensmittelgeschäft, das später von der HO-Wismut mit dem Verkaufsstellenleiter Arthur Schröter übernommen wurde. Seit 1982 betreibt die Familie Büttner dort eine Bäckerei mit Ladengeschäft.

Ortsgeschichte: HO-Verkaufsstelle Straße des Friedens 14Bildrechte

HO-Verkaufsstelle, Straße des Friedens 14 (heute: Bäckerei Büttner) Foto: Jörg Kasiske

Im nächsten Haus Friedensstraße 16 hatte Aloisia Badstübner einen kleinen Laden, in dem es sehr bedächtig zuging. Wenn man zwei Kunden vor sich hatte, dauerte es schon mal eine halbe Stunde, ehe man bedient wurde.

Von den Ellma- und später Wema-Arbeitern sehr begehrt war der Lebensmittelladen von Günter Schwabe an der Ecke Bahnhofstraße/Lutherstraße. In dem kleinen Laden gab es alles mögliche: Lebensmittel, Obst und Gemüse, Haushaltchemie, Molkereiprodukte, Spirituosen und Bier. Günter Schwabe war ein tüchtiger Geschäftsmann. Als Kundendienst bot er an, dass er Flaschenbier an die Hintertür stellte und sich die Männer früh 5.45 Uhr auf dem Weg zur Arbeit selbst bedienten. Auf dem Heimweg kehrten sie in Schwabes Laden ein, tranken ein angewärmtes Bier, bezahlten und gaben die Bestellung für den nächsten Morgen ab. Als Kassenzettel benutzte Herr Schwabe Zeitungsränder und hatte immer einen kurzen Bleistift mit Stiftverlängerer hinter dem Ohr stecken. Auch sein Vater Albin Schwabe war ein Unikum: Ein kleiner Mann mit einer großen blauen Schürze, Glatze, die Brille immer ganz vorn auf der Nase oder auf dem Kopf.

Die Beschäftigten der Wema hatten die Möglichkeit, in ihrer HO-Betriebsverkaufsstelle an der Bahnhofstraße einzukaufen. Viele ältere Ellefelder werden sich noch an Fritz Reinhold erinnern, der an der Bahnhofstraße 8 seinen Firmensitz hatte. Als ambulanter Gemüsehändler war er bis 1956 unterwegs und hatte auf dem Auerbacher Neumarkt (damals Friedensplatz) einen Stand.

Die Anwohner der Juchhöh mussten nicht erst in die Ortsmitte laufen, sondern konnten in ihrer Konsum-Verkaufsstelle ihre Einkäufe tätigen.

Ortsgeschichte: Konsum-Verkaufsstelle Juchhöh 32ABildrechte

Konsum-Verkaufsstelle, Juchhöh

Im Laden von Oswald Gottfried konnten die Bewohner der Alten Auerbacher Straße bis 1961 einkaufen. Im Hintergebäude der Alten Auerbacher Straße 33, der früheren Käserei, wurde im Mai 1959 durch fleißige Anwohner im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes (NAW) eine Konsum-Verkaufsstelle errichtet. Diese Verkaufsstelle war öfters wegen Personalmangel geschlossen. Das Verkaufspersonal war, wie in vielen Läden, auch für das Heizen der Kohleöfen verantwortlich.

Die Konsumläden waren Aufkaufstellen für Obst und Gemüse. Die Kleingärtner konnten dort ihre Produkte abliefern und diese wurden zum Erzeugerpreis bezahlt, der staatlich gestützt war und höher als der Verkaufspreis lag. Viele haben dann ihre Produkte zum billigen Verkaufspreis wieder zurück gekauft und noch einen Gewinn erzielt.

In den kleinen Privatläden gab es früher vorwiegend lose Waren zu kaufen. Aus den in den Wandregalen befindlichen Kästen wurden Zucker, Mehl, Salz und Grieß mit einer Schaufel in Papiertüten gefüllt und abgewogen. Marmelade, Bohnerwachs, Quark und Bratheringe befanden sich in 10-Liter-Pappeimern, Bonbons in Gläsern, Senf in Porzellan-Behältern mit Abfüllhahn, Butter und Margarine in Blöcken, Essig in großen Glasballons, Sauerkraut und saure Gurken in Fässern. Um diese Artikel zu kaufen, musste man sich auf den Weg machen mit einer Schüssel für Quark, einen Topf für Sauerkraut, Gläser für Senf und Marmelade, einer Flasche mit Schnappverschluss für Essig, Dosen für Bohnerwachs, Butter und Bratheringe usw. Alles wurde in die mitgebrachten Gefäße abgefüllt. Es gab keinen Plastik-Müll und die Papiertüten wurden wieder verwendet oder nach Gebrauch zum Anheizen der Öfen genutzt.

Viele Frauen transportierten ihre gekauften Waren in kleinen Holz-Handwagen. Mode war damals auch, mit einer sauberen Kittelschürze zum nächsten Laden zu gehen. Da die Einkaufswege kurz waren, konnten auch kleinere Kinder schnell mal zum Einkaufen geschickt werden. Ich erinnere mich, dass ich als 4jähriges Mädchen mit meiner kleinen Tasche bei Schwabe oder Hummel einkaufte. Wenn z. B. beim Kuchenbacken nach Feierabend oder sonntags mal Zucker oder Mehl fehlte, konnte man schnell mal beim Kaufmann „hintenrein“ gehen. Wenn das Haushaltsgeld nicht bis zum Monatsende reichte, konnte man „anschreiben“ lassen und später bezahlen.
(Fortsetzung folgt)

Veröffentlicht: 15. Juni 2020
Text: Brigitte Thoß
Bilder: Archiv Heimatfreunde/ Jörg Kasiske

Ellefelder Läden zu DDR-Zeiten (Teil 2)

Weit über die Ortsgrenzen hinaus war das Bekleidungsgeschäft Keilau in der Hauptstraße 25 bekannt. Die Firma wurde im Jahre 1880 von Franz Keilau mit einem Garn- und Kurzwarenhandel gegründet. Nach Übergabe an Sohn Max eröffnete dieser das erste Konfektionsgeschäft im Ort, das von Willy Keilau, ab 1961 von Rudolf Keilau und nach dessen Tod von Anita Keilau und Tochter Ute Dick weitergeführt wurde. Im Laden der Firma Keilau wurde ein breites Sortiment an Damen- und Herren-Oberbekleidung angeboten. Durch ihre guten Beziehungen zu Produktionsbetrieben konnte man dort Mitte der 1960er Jahre die modischen „Nato-Planen“(Dederon-Regenmäntel) für 200 Mark, DederonStepp-Anoraks, Dederon-Kutten usw. erwerben, die es in anderen Geschäften nicht gab. Ein Renner waren auch die begehrten Cordhosen und die „Keilau-Jeans“, die Schneider aus dem Vogtland anfertigten. Ein weiteres Standbein war in den 1950er Jahren die Anfertigung und der Verkauf von Berufsbekleidung für die Kumpels der SDAG Wismut. Heute sind die Geschäftsräume an die Allianz-Agentur Moßner vermietet.

Ein weiteres Konfektionsgeschäft für Damen-, Herren- und Kinderbekleidung sowie Stoffe führte Elsa Schrader in der Turnstraße 7. Im Untergeschoss betrieb Max Schrader seit 1932 eine Maßschneiderei. Später übernahm der HO-Kreisbetrieb das Geschäft. Else Trommer, die Wolfen Else, führte in der Hauptstraße 27 einen Laden für Textilwaren, der später von der Konsumgenossenschaft übernommen wurde. Ein ebenfalls traditionsreiches Textilgeschäft befand sich in der Straße des Friedens 17. Hilde Singer gründete das Geschäft 1935, Gerda
Schmidt führte es ab 1968 und Gudrun Schmidt führte es ab 1985 weiter. Neben dem Handel mit Wäsche aller Art und Trikotagen betrieben sie auch eine Annahmestelle für Reinigung und Strumpfreparaturen. Da eine Strumpfhose 14 Mark kostete, wurden die Laufmaschen für ein geringes Entgelt repariert.

Im Nachbarhaus Straße des Friedens 15 befand sich seit 1951 der HO-Textilwaren-Laden, der über viele Jahre von Marthel Pfeifer geführt wurde. In den Jahren vor der Wende war es schwierig, den Bedarf an Baby- und Kinderkleidung, Baumwollwindeln, Damenschlüpfern, Wäsche, gestickten Kolorit-Decken usw. zu decken.

Ein Ellefelder Urgestein war Marianne Oelschlägel, die Lindners Marianne. Im Jahr 1947 übernahm sie den Laden für „Buch-, Papier- und Gelanteriewaren“ von ihrer Mutter Pauline Lindner in ihrem Wohnhaus Hauptstraße 43. Ab 1950 wurde der Laden vom HO-Kreisbetrieb übernommen und von Marianne Oelschlägel als HO-Haushaltwaren-Verkaufstelle geführt. Durch den Ausbau des angrenzenden ehemaligen Produktionsgebäudes konnte in den 1960er Jahren ein umfangreiches Sortiment an hochwertigen Erzeugnissen aus Porzellan und Bleikristall, Haushaltswaren, Öfen, Waschmaschinen, Kinderwagen und Spielzeug angeboten werden. Uhren, Papierwaren und Kunstgewerbe gab es weiterhin im HO-Laden des Wohnhauses Hauptstraße 43.

Ortsgeschichte: Verkaufstheke HO-Haushaltwaren-VerkaufsstelleBildrechte

Verkaufstheke HO-Haushaltwaren-Verkaufsstelle

Im „Steidels Becken Haus“ Lindenstraße 47 befand sich nach Auszug der Bäckerei Thoß die HO-Verkaufstelle „Elektro und Rundfunk“ mit dem Leiter Paul Graupner. Nach deren Schließung ist die HO-Haushaltwaren-Verkaufstelle von der Hauptstraße in dieses Ladengeschäft umgezogen. Wenn wir heute zu den beliebten Hutzen-Nachmittagen im Oberen Schloß den Kaffee aus den gespendeten Sammeltassen trinken, erinnern sich viele Ältere noch daran, dass der Erwerb einer Sammeltasse ein Erfolgserlebnis war. In den 1970er und 1980er Jahren waren viele Artikel nicht ständig im Angebot. An den Tagen der Warenanlieferungen stellte man sich beim Laden von Lindners Marianne an, um eine Sammeltasse, einen Gegenstand aus Bleikristall, einen Besteckkasten usw. zu ergattern. Mit diesen Errungenschaften wurde die eigene Sammlung ergänzt oder sie wurden zu Geburtstagen, Weihnachten, Hochzeiten usw. an Verwandte und Bekannte verschenkt. Eine Sammeltasse kostete ca. 20 Mark.

Im Haus Hauptstraße 49 betrieb Rosa Dressel, die Susels Rosa, einen kleinen Haushaltswarenladen. Nach dessen Geschäftsauflösung ist dort die HO-Schuhwaren-Verkaufsstelle eingezogen. Später ist der HOSchuhladen in die Hauptstraße 22 umgezogen und wurde viele Jahre von Ruth Strobel geführt.

Bis 1957 gab es in der Lindenstraße 21 den Schuhladen von Milda Reiher (Reihers Schuster). Otto Franke gründete 1921 ein Installationsgeschäft für elektrische Anlagen und seine Ehefrau Johanna Franke eröffnete in der Straße des Friedens 23 einen Laden zum Verkauf von Elektrogeräten. 1951 wurde der Laden vom HO-Kreisbetrieb übernommen und von Johanna Franke weitergeführt. Werner Jahn übernahm 1953 die Installationsfirma von Otto Franke und eröffnete 1955 in der Baracke hinter dem Postamt an der Hauptstraße 35 einen Laden für Elektroartikel. Später zog er mit seinem Geschäft in die Grenzstraße 22 um. Seine Ehefrau Ilse bot in dem Laden ein umfangreiches Sortiment an Lampen, Haushaltsgeräten, Glühbirnen, Kleinteilen und Installationsmaterial an.

Alfons Baumann eröffnete 1945 ein Geschäft für „Reparatur und Handel mit Radio- und Verstärkeranlagen, Kinoanlagen und Elektrogeräten“ in der Straße des Friedens 1. Später zog er mit seinem Geschäft „Radio-Baumann“ in die Gabelsbergerstraße um. Christoph Schultheiß führte das Geschäft weiter und betreibt heute seine Firma SP Schultheiß Radio undFernsehen im Gebäude der ehemaligen Postfiliale in der Hauptstraße 35.

Ernst Bernhauser mit seinem Laden in der Lindenstraße/Ecke Straße des Friedens war eine Ellefelder Legende. Im Jahre 1932 gründete er eine Buch-, Papier- und Fotohandlung. Seine Ehefrau Gerti unterstützte ihn tatkräftig im Geschäft. Zu Ende der Sommerferien mussten alle Schulkinder in Bernhausers Laden, um ihre Schulbücher, Hefte und Schreibwaren zu kaufen. Die in den Schaufenstern ausgestellten Spielwaren haben viele Kinderaugen zum Leuchten gebracht. Zum Sortiment des Ladens gehörten auch Zeitungen, Zeitschriften und Kunstgewerbeartikel. Zeitschriften wie Pramo, Sibylle, Mosaik, Straßenverkehr, Wochenpost usw. waren zu DDR-Zeiten häufig Mangelware. Diese gab es meist nur unter dem Ladentisch. Besonders von Männern heißbegehrt war das „Magazin“, weil da immer ein Aktfoto drin war. Herr Bernhauser betrieb auch ein Fotolabor. Dort konnten alle Ellefelder ihre Fotos entwickeln lassen. Er selbst gab eigene Ansichtskarten mit Ellefelder Motiven heraus. 1978 ging Ernst Bernhauser in den Ruhestand. Die Deutsche Post betrieb später in dem Laden eine Lotto-Annahmestelle mit Zeitschriften-Verkauf. Vorher war die Lotto-Annahmestelle in der Baracke hinter dem Postgebäude untergebracht.

Das Uhrmachergeschäft Kühn, Hauptstraße 23, kann auf eine langjährige Tradition zurückblicken. Es wurde von Kurt Kühn gegründet, 1952 von Arno Kühn übernommen und von Gottfried und Christine Knoll weitergeführt. In dem Laden kann man aus einem umfangreichen Sortiment Uhren und Schmuck auswählen, bei Bedarf diese Gegenstände auch reparieren lassen. Heute führt Steffi Möckel das Geschäft.

Ebenfalls ein traditionsreiches Unternehmen war die Firma Pelz-Steudel, Straße des Friedens 24. Luise Claus verheiratete Steudel (die Clausen-Liesel) eröffnete dort 1923 ein Putzmachergeschäft. Ihr Ehemann Willi Steudel übte das Kürschner-Handwerk aus und handelte mit Pelzen. 1951 übernahm Günter Steudel das Geschäft. Im Haus Mozartstraße 2 führte Mariechen Claus von 1945 bis 1958 ebenfalls ein Putzmachergeschäft und handelte mit Hüten.

Allseits bekannt war auch der Thoßen-Sattler unter der Führung von Kurt und später Eberhard Thoß in der Lindenstraße 9. Im Ladengeschäft wurden von Alma und Ursel Thoß neben den in der Werkstatt gefertigten Polstermöbeln auch Teppiche und Lederwaren verkauft. Die Geschichte der Drogerie an der Bahnhofstraße 4 reicht bis ins Jahr 1902 zurück.

Carl Petzold gründete einen „HandelmitKolonialwaren im Detail“. Willy Petzold führte die Drogerie von 1941 bis 1959. Dann wurde das Geschäft vom HO-Kreisbetrieb übernommen. 1984 führte Gerda Friedel die Drogerie als HO-Kommissionshändlerin bis zur Wende weiter. Aufgrund ihrer guten Geschäftsbeziehungen zu Kunstgewerbeproduzenten aus dem Erzgebirge und vogtländischen Hobby-Bastlern konnte man in ihrem Geschäft auch die begehrten Nussknacker, Räuchermänner und Schwibbogen erwerben. Infolge des umfangreichen Angebotes nach der Wende war der Laden zu klein und Gerda Friedel zog mit ihrer Drogerie in das Haus Lindenstraße 47 um. Ihre Nichte Sylvia März führte das Geschäft weiter und betreibt ihre Drogerie mit Postfiliale und Lotto-Annahmestelle heute im Haus der ehemaligen Sparkasse.

Ortsgeschichte: Außenansicht der Drogerie in der BahnhofstraßeBildrechte

Außenansicht der Drogerie in der Bahnhofstraße

Bei Georg Otto, dem Ottos Schorsch, Straße des Friedens 7, konnte man Fahrräder und Nähmaschinen kaufen oder reparieren lassen. Ein weiteres Fahrradgeschäft gab es in der Hauptstraße 11, geführt von Alfred Petermann.

Die Gärtnerei Weber hatte in Ellefeld zwei Geschäfte, zum einen die Gärtnerei am Friedhof und zum anderen das Blumengeschäft in der Straße des Friedens 11. Auch die Gärtnerei Raubold hatte in ihrem Wohnhaus Alte Auerbacher Straße 27 seit 1927 einen Laden mit „Verkauf von Blumen und Gartenerzeugnissen sowie Kranzbinderei“. Heute befindet sich dort der Laden „Blütchen“ der Familie Hernes. Man konnte auch im Blumenladen der Gärtnerischen Produktionsgenossenschaft GPG in der Hauptstraße 36 bei Ruth Scholz Blumen kaufen. Auch Schnittblumen waren zu DDR-Zeiten Mangelware, da es ja noch keine Importe aus den südlichen Ländern gab.

Der Familienbetrieb „Bier-Lindner“ wurde 1939 von Ewald Lindner gegründet, ab 1954 von Anna Lindner weitergeführt, von Karl-Heinz Lindner übernommen und heute von den Söhnen Friedhelm und Jörg Lindner betrieben. Den Einkauf der Getränke nutzen viele Männer, um früher in Lindners Küche in der Hauptstraße 2 und heute im Geschäft in der Lindenstraße 5 ein Bier zu trinken und Neuigkeiten auszutauschen. Viele Ellefelder freuen sich über den Service der Frei-Haus-Lieferungen von Bier-Lindner.

Einen Flaschenbierhandel betrieb auch Albert Wappler von 1930 bis 1962 im Haus Gabelsbergerstraße 16.

Im Laden Straße des Friedens 8 befand sich nach Schließung des Gemüseladens eine SERO-Annahmestelle. Hier wurden Sekundärrohstoffe (wiederverwendbare Altstoffe) aufgekauft und einer weiteren Verwendung zugeführt. Vorwiegend wurden dort Flaschen, Gläser und Altpapier angenommen. Die Aufkaufpreise waren z. B. für weiße Flaschen 0,20 M, grüne Flaschen 0,05 M, Gläser 0,30 M pro Stück und Zeitungen 0,30 M pro kg. Altstoffhändler waren auch Martha Ramsdorf in der Hammerbrücker Straße 34 und Albert Schaff in der Alten Auerbacher Straße. Dessen Geschäft führte Lothar Müller ab 1968 weiter. Als Schulkinder mussten wir im Auftrag der Pionierorganisation mit dem Handwagen von Haus zu Haus ziehen, um Flaschen, Altpapier und Schrott zu sammeln und bei den Altstoffhändlern abzugeben. Der Erlös wurde dann für Solidaritätsund Hilfsprojekte verwendet.

(Fortsetzung folgt)

Zum Beitrag "Ellefelder Läden zu DDR-Zeiten (Teil 1)"

Veröffentlicht: 17.11.2020
Text: Brigitte Thoß
Fotos: Archiv Heimatfreunde

Ellefelder Bäckereien

Während der Blütezeit der Stickereiindustrie von 1900 bis 1912 stieg die Einwohnerzahl Ellefelds von 2.815 im Jahre 1895 auf 6.300 im Jahre 1912. Durch die höhere Bevölkerungszahl stieg auch der Bedarf an Brot und Semmeln. In Ellefeld gab es 17 Bäckereien. Davon wurden 12 in den neu gebauten Häusern zwischen 1900 und 1911 eröffnet. Noch bei 13 Ellefelder Bäckern konnte man in den 1950er Jahren einkaufen.

Die Bäckerei Knoll befand sich in der Hauptstraße 18. Der Familienbetrieb wurde 1908 von Paul Knoll gegründet, 1919 von seinem Bruder Oskar Knoll übernommen, von 1948 bis 1968 von Bernhard Knoll und von 1969 bis 1989 von Werner Knoll weitergeführt. Einige Jahre später konnte man im Cafe am Rathaus, geführt von Regina Kropp und anschließend von der Bäckerei Piszschek aus Grünbach, Backwaren kaufen oder gemütlich einkehren.

Café Hammer - eine Bäckerei in der HauptstraßeBildrechte

Bäckerei in der Hauptstraße

In der Südstraße 8 betrieb die FamilieSchädlich eine Bäckerei, die ab 1956 von Kurt Knoll übernommen wurde. Die Bäckerei Schönrich befand sich in der Hauptstraße 28. Sie wurde von Oskar Schönrich 1902 gegründet und ab 1950 von Alfred Schönrich weitergeführt.Die Bäckerei Bräunig in der Bahnhofstraße 11 wurde ab 1909 von Richard Ritter gegründet, 1926 von Fritz Bräunig und ab 1959 von dessen Schwiegersohn Heinz Grunwald geführt.


 

Fritz BräunigBildrechte

Fritz Bräunig

Familie Bräunig/GrunwaldBildrechte

Familie Bräunig/Grunwald

In der Lindenstraße 25 betrieb Albin Petermann ab 1860 eine Bäckerei. Von 1919 bis 1958 konnte man dort bei Richard Günther, dem Günthers Bäck, einkaufen. Einige Jahre später wurden die Räume von der Ellefelder Bücherei genutzt.

Der Günthers-Bäck (1955)Bildrechte

Der Günthers-Bäck (1955)

An der Schulstraße 29 baute Albin Knoll 1896 ein Haus mit Bäckerei, die Willy Jehring ab 1920 und sein Sohn Erich Jehring ab 1945 weiterführten. Auf dem Weg zur Schule kauften sich die Kinder beim Jehrings Bäck gerne für 13 Pfennige die „Burnhüt“ oder auch „Amerikaner“ genannt. Viele schwärmen heute noch vom Kauf loser Hefe für 5 Pfennige, die an Ort und Stelle verspachtelt wurde.

Im Haus Lindenstraße 47 befand sich seit 1908 die Bäckerei von Reinhard Luderer, dem Steidels Bäck. Zuvor, 1899, hatte er in ein altes gegenüberliegendes Haus eine Bäckerei einbauen lassen, das nach Fertigstellung des neuen Hauses abbrannte. Die neue Bäckerei war mit dem ersten Dampfbackofen der Umgebung ausgestattet. Der Laden war weiß gekachelt mit dem Werbespruch „Emsig wie die Bienen wollen wir dem Handwerk dienen“. Paul Schmidt hatte die Bäckerei von 1939 bis 1942 gepachtet. Helmut Thoß führte die Bäckerei in der Lindenstraße ab 1942 bis 1955.

1955 zog Helmut Thoß, der Thoß Bäck, in das Gebäude Straße des Friedens 22 um. Diese Bäckerei führten vorher Oskar Claus von 1929 bis 1941 und Oskar Lindner von 1941 bis 1955. 1970 übernahm die Familie Mevius das Geschäft und betrieb es bis 2011.

Robert Pfaff betrieb seit 1902 an der Straße des Friedens 10 seine Bäckerei, die von 1940 bis 1947 von Johannes Badstübner, von 1947 bis 1952 von Max Paulus und 1953 von Erich Kögler geführt wurde. Von 1954 bis 1962 befand sich eine HO-Wismut-Verkaufsstelle in den Räumen, die von Herta Leucht, der Pfaffen Hertel, geleitet wurde.

Familie Pfaff vor dem Wohnhaus Bildrechte

Familie Pfaff vor dem Wohnhaus

Heute haben wir mit der Bäckerei Büttner in der Straße des Friedens nur noch eine Bäckerei in Ellefeld. Die Bäckerei und Konditorei eröffnete Lothar Büttner 1982 im Haus seiner Schwiegereltern, der Familie Wolf. Karsten Büttner wurde noch von seinem Vater ausgebildet und führt das Geschäft gemeinsam mit seiner Mutter Heide Büttner heute weiter.

In der Hammerbrücker Straße 7 bot der Fritzsche Bäck seine Backwaren an.

Den Kobers Bäck gab es im Haus Robert-Schumann-Straße 7. Max Kober eröffnete 1909 seine Bäckerei. Nach seinem Tod heiratete seine Ehefrau Lina den Emil Prüstel, der das Geschäft ab 1930 führte. Ab 1935 übernahm der Sohn Walter Kober die Bäckerei.

Die Bewohner der Alten Auerbacher Straße konnten beim Quecken Bäck einkaufen. Von 1906 bis 1920 wurde das Geschäft von verschiedenen Bäckern und ab 1921 bis 1949 von Arno und Kurt Queck betrieben.

Johann „Hans“ Müller, der obere Hansen-Bäck, baute 1900 seine Bäckerei an der Südstraße 66. An der roten Klinkerfassade kann man heute noch Reste der Werbung „Cafe Müller“ sehen. Sein Schwiegersohn Max Dressel sen. und später dessen Sohn Max Dressel jun., der „Bäcken Max“, betrieben die Bäckerei bis weit in die DDR-Zeiten. Zuletzt wurden die Räume als Praxis von Tierarzt Bernd Laaß genutzt.

Café Müller oder oberer Hansen-Bäck Bildrechte

Café Müller oder auch oberer Hansenbäck

Der untere Hansen-Bäck in der Hauptstraße 31 ist den meisten Ellefeldern noch bekannt. Im Haus befand sich links die Gaststätte, in der Mitte der Laden und rechts die Bäckerei. Walter Müller, der Sohn des oberen Hansen-Bäcks Johann „Hans“ Müller, führte die Bäckerei mit dem „Kaffee Müller“ bis 1949. Ab 1949 betrieb die Konsum-Genossenschaft Auerbach die Bäckerei bis zur Eröffnung der Großbäckerei Auerbach. Die Gaststätte wurde vom HO-Kreisbetrieb Auerbach übernommen und unter dem Namen „Kaffee Freundschaft“ von Hans Müller jun. geführt.

Café Müller oder unterer Hansen-Bäck

Im Volksmund hieß es immer „Hansen-Bäck“ und war ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Es hieß oft „Iesch gieh heit emol nein Hansen-Bäck ze Bier.“ Nach 1990 betrieb Winfried Müller einige Jahre die Gaststätte unter dem Namen „Hansen-Bäck“ weiter. Im Jahr 2010 wurde das Gebäude abgerissen.

Von 1911 bis 1949 gab es in der Hauptstraße 9 die Bäckerei und das Cafe Lehmann. Erwin Lehmann betrieb dort eine Feinbäckerei mit Konditorei und Cafe sowie den Ausschank von alkoholfreien Getränken.

Eine alte Bäckerei befand sich früher auch noch im Haus Hauptstraße 49. Später waren dort die Klempnerei Dressel, der Haushaltswaren-Laden von Rosa Dressel und der HO-Schuhladen beheimatet.

In den Bäckereien wurden hauptsächlich Brot und Semmeln gebacken. Ein Dreipfund-Brot kostete 0,78 Mark und eine Doppelsemmel 0,10 M. Noch heute wird manchmal der Begriff „Groschen-Semmel“ verwendet. Im Angebot waren häufig auch Streuselschnecken, Maulschellen, Milchbrötchen, E-Back, Blätterteigtaschen und Plätzchen. Kuchen gab es vorwiegend am Wochenende. Zu Festtagen und auf Bestellung wurden Buttercremetorten und Bismarckeichen gebacken. Da viele Haushalte noch keinen elektrischen Backofen besaßen, brachten die Frauen ihre Kuchen und Aschkuchen zum Ausbacken zum Bäcker. In der Vorweihnachtszeit herrschte großes Gedränge in den Backstuben, da die Hausfrauen ihren Stollenteig brachten. Die Stollen wurden vor dem Backen mit einem Kuchenzeichen aus Aluminium versehen, in dem der Name des Besitzers eingeritzt war. Häufig wurde aus dem restlichen Teig noch ein Kartoffelkuchen gebacken. Nachmittags wurden die fertigen Stollen abgeholt. Der Transport nach Hause musste so vorsichtig erfolgen, dass kein Stollen zerbrach, denn das bedeutete Unglück im kommenden Jahr. Wer West-verwandschaft hatte, schickte als Weihnachtsgeschenk einen Stollen, der in den extra von Kartonagen-Badstübner angefertigten Kartons versandt wurde.

Die Bäcker hatten täglich mit „Schwarz“ und „Weiß“ zu tun: weiß war das Mehl und schwarz die Kohle, mit der die Backöfen gefeuert wurden. Wenn man durchs Dorf lief, lag oft vor den Bäckereien ein großer Kohlehaufen, den die Bäcker in die Keller oder Schuppen schaufeln mussten.

Manche Bäckereien führten auch ein kleines Sortiment an Lebensmitteln, Bonbons, Lutscher, Groschen-Waffeln und Waffel-Zigarren.

Brigitte Thoß
Heimatfreunde Ellefeld

Ellefelder Fleischereien

Heute haben wir in unserem Ort leider keine Fleischerei und keinen Fleischerladen mehr. Das war in der Vergangenheit anders. Wir können auf 12 Fleischereien zurückblicken, die während unterschiedlicher Zeiträume betrieben wurden.

Beginnen wir unseren Rundgang durch Ellefeld wieder vom Unterdorf aus in Richtung Falkenstein. Die Fleischerei in der Hauptstraße 6 eröffnete Max Kämpf 1904 und führte sie bis 1947. Johann Wunsch übte das Handwerk dort von 1947 bis 1953 aus. Günter Seidel, der Seidels Fleischer, übernahm das Geschäft 1954 als Privatfleischer und führte es später als Filiale der Konsumgenossenschaft weiter. 1986 übernahm Sohn Ullrich die Filiale. Am 1.10.1990 erfolgte die Neueröffnung und Privatisierung der Fleischerei Seidel. Nach Eröffnung der Filiale im Superkauf (s.u.) am 15.4.1992 wurde der Laden Hauptstraße 6 geschlossen, aber die Produktion für die 3 Filialen in Ellefeld, Falkenstein und Klingenthal im Stammgeschäft bis 2014 weitergeführt.

In früheren Jahren ab 1865 gab es die Fleischerei von Friedrich Gottlob Schneider an der Lindenstraße 5. Da das Haus an der Saales Brück stand, hieß Schneider im Volksmund “Brücken-Flaascher”. Sein Sohn Arno Schneider, der erste Ellefelder Bürgermeister nach 1945, war der Brücken-Flaaschers Arno. Das Haus wurde ca. 1986 abgerissen und heute befindet sich dort das Geschäft von Bier-Lindner.

Viele werden sich noch an den Morgners Gasthof an der Hauptstraße 20 erinnern. Franz Louis Morgner führte den Gasthof mit Fleischerei ab 1869 und sein Sohn Adolf Morgner betrieb ihn bis 1931. Bei Kurt und Ella Zimmer konnte man bis 1956 einkehren oder in der Fleischerei Fleisch- und Wurstwaren kaufen. Dann verfiel das Gebäude und wurde 1977 abgerissen. Heute steht auf dem Platz das Haus der ehemaligen Sparkasse.

Nun kommen wir zum Gebäude Hauptstraße 34 (Ellefelder Markt), über dessen zukünftige Nutzung zur Zeit viel diskutiert wird. Im Jahr 1888 wurde das repräsentative Gebäude als “Feustelscher Gasthof” errichtet und hiess später “Wettiner Hof”. Im Erdgeschoss befanden sich das Restaurant sowie Fleischereigeschäft und im hinten Teil des Hauses das Schlachthaus. Von 1922 bis 1990 wurde das Gebäude gewerblich genutzt, zuletzt vom VEB Suppina Auerbach. Am 10. 5.1990 wurde in dem Gebäude der „Superkauf“ eröffnet. Ab 1992 gab es wieder eine Fleischerei in dem Haus, denn Ullrich Seidel eröffnete dort eine Filiale und übernahm ab 1995 auch den Lebensmittelmarkt bis 2014.

Ingrid Lukoschek, Uta_Seidel, Birgit_Stoessel hinter der FleischerthekeBildrechte

Ingrid Lukoschek, Uta Seidel und Birgit Stoessel

Jörg Strangfeld betrieb die Fleischerei bis 2020.

Den Wellers Fleischer Paul Weller gab es von 1908 bis 1949 in der Hauptstraße neben dem Möbelhaus Daheim.

Eine Fleischerei gab es früher auch in der Lindenstraße 20, die von Christian Friedrich Schöniger ab 1892 und ab 1910 von Kurt Nestmann geführt wurde. Am19.5.1914 brannte das Wohngebäude mit angebauter Fleischerei vollständig nieder.

In der Schulstraße 3 eröffnete Franz Otto Schmalfuß 1911 eine Fleischerei. Diese wurde von 1935 bis 1958 von Fritz Knorr, dem Knorrs-Fleischer, privat betrieben und dann von ihm als HO-Verkaufsstelle für Fleisch und Wurstwaren bis 1971 weitergeführt. Jürgen und Ingrid Taubert betrieben das Geschäft als HO-Fleischerei von 1973 bis 1990 und nach der Wende bis 1999 als Filiale des Schlachthofes Auerbach bzw. Annaberg-Buchholz.

Auch im Haus Schulstraße 21 gab es eine Fleischerei. Emil Möckel betrieb diese von 1901 bis 1932. Im Keller befand sich eine Schlachtanlage für Groß- und Kleinvieh. Von 1933 bis 1949 war die Fleischerei von Alfred Gruber gepachtet. Später wurde der Laden als HO-Milchladen genutzt.

Den Husters Fleischer gab es viele Jahre in der Lindenstraße 45. Heinrich Huster gründete 1896 das Geschäft, Richard Huster betrieb es ab 1918 und sein Sohn Willy Huster führte es weiter bis 1962, inzwischen als HO-Verkaufsstelle für Fleisch- und Wurstwaren.

Die Tochter von Willy Huster, Hella Ebert und ihr Gatte Harald, führten die HO-Fleischerei bis zur Wende. Von 1990 bis zum Jahr 2000 betrieben Hella und Harald Ebert das Geschäft als Privatfleischerei. Über 100 Jahre konnte man in dem traditionsreichen Familienbetrieb einkaufen. Laut Verzeichnis der Schlachtgewerbsräume von 1934 gehörten zum Betrieb: Schlachthaus zum Schlachten von Groß- und Kleinvieh, Wurstküche, Kühlhaus, Räucherkammer und Laden. In der Garage an der Lindenstraße hatte die Familie Huster ab 1953 eine Maschine zur Herstellung von Speiseeis. Für uns als Kinder war es ein Festtag, wenn das Garagentor offen war und wir uns dort für 10, 20 oder 30 Pfennige Eis kaufen konnten.

In der Straße des Friedens 9 eröffnete Paul Meisel 1918 eine Fleischerei. Neben der Fleischerei betrieb er auch eine Schäferei mit Sitz in Hohofen oberhalb des Bades. Der angestellte Schäfer trieb die Schafherde bis an den Bodensee. In der eigenen Fleischerei wurden die Schafe geschlachtet und das Fleisch verkauft. Ab 1935 war Paul Meisel nur noch als Hausschlächter bei den Bauern tätig und verpachtete seine Fleischerei an Werner Schwotzer und später an Kurt Schmalfuß.

Paul Meisel vor der Fleischerei WetzoldBildrechte

Paul Meisel vor der Fleischerei Wetzold

Von 1963 bis 1999 betrieb Harry Wetzold die private Fleischerei. Viele werden sich noch daran erinnern, dass in Zeiten der DDR-Mangelwirtschaft freitags die Kunden vor dem Geschäft bis zur Turnstraße in Schlangen standen.

Zur Gaststätte Grenzquellstübel in der Gabelsbergerstraße 9 gehörte auch eine Fleischerei. Der erste Besitzer ab 1924 war Gustav Rauner. Christian Martin übernahm die Gastwirtschaft und Fleischerei im Jahr 1934. Am 1.9.1945 wurde er von einem russischen Soldaten in seiner Gaststätte erschossen. Sohn Paul Martin führte das Grenzquellstübel mit Fleischerei bis zu seinem Tod im Jahr 1955 weiter. Anschließend übernahm Kurt Morgner beide Geschäfte bis 1958 und beendete dann die Ära der Fleischerei. Rudolf Steudel, Anneliese Ebert und Martha Ficker betrieben die Gaststätte noch bis 1964.

Christian Martin und Paul Martin (von links) vor der FleischereiBildrechte

Christian und Paul Martin (v.l.n.r.)

Den Schimpfen Fleischer gab es in der Mozartstraße 2. Hermann Schimpf gründete die Fleischerei um 1900 und führte sie bis 1931. Sein Sohn Karl Schimpf betrieb sie bis 1935 und Paul Erhardt bis 1947. Als besonderer Service wurde in der Küche der Fleischerei Sonntag abends warme Wurst der Sorte Tannheiser angeboten. Für 20 oder 30 Pfennige konnte man sich ein Stück kaufen und zu Hause zum Abendbrot geniessen.

Die Fleischereien wurden meist von Ehepaaren geführt: Der Mann arbeitete im Schlachthaus und die Frau stand hinter der Ladentheke. Früher schlachteten die Fleischer die Tiere noch selbst. Zu DDR-Zeiten lieferte der Schlachthof Auerbach halbe Schweine und halbe Rinder an, die von den Fleischern portionsgerecht zerlegt wurden, was auch eine körperlich schwere Arbeit war. Sie waren bemüht, ihre Kunden mit guter und frischer Ware zu versorgen, wenn es auch manchmal nicht einfach war. Vor allem an Wochenenden bildeten sich oft Schlangen vor den Läden.

Vor der Abschaffung der Lebensmittelmarken im Jahr 1958 erfolgte der Verkauf von Fleisch- und Wurstwaren auf Zuteilung. Wer sein Kontigent an Markenware überschritten hatte, mußte die teueren HO-Preise bezahlen.

Wie auf dem Foto mit dem Fleischer Willy Huster aus den 1950er Jahren ersichtlich ist, kosteten 100 g Roster auf Marken 0,54 Mark und der HO-Preis lag bei 1,29 Mark. In den 1960er bis 1980er Jahren waren die Preise stabil und in jedem Geschäft gleich. 100 g Rostbratwurst kosteten 0,78 Mark und 100 g Bockwurst 0,80 Mark, eine halbe Semmel dazu 0,05 Mark. In den 1960er Jahren wurde der Fleischverkauf kurzzeitig wieder rationiert. Pro Person und pro Woche gab es 500 Gramm Fleisch- oder Wurstwaren. Jeder Haushalt bekam eine Nummer zugeteilt und mußte sich bei einem Fleischer seiner Wahl anmelden. In einem großen Buch wurde das Kontigent und der Abkauf eingetragen.

Wie oben erwähnt, war Paul Meisel bei den Bauern als Hausschlächter tätig. Da ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin, kann ich mich noch gut an ihn erinnern. Wenn Schlachtfest war, wurde unser Waschhaus zum Schlachthaus und im Waschkessel wurden Wellfleisch und Wurst gekocht. Die Schlachtung erfolgte meist im Winter, da wir noch keine Kühl- oder Gefrierschränke besaßen. Der größte Teil des Fleisches und der Wurst wurde in 1-Liter Rillengläser gefüllt und eingekocht. Im Pökelfass wurde Fleisch für Pökelfleisch und Schinken in Salzlake eingelegt und haltbar gemacht. Die Schinken sowie Brat-, Speck- und Leberwürste wurden in der Räucherkammer geräuchert. Die angelegten Vorräte mussten ein Jahr lang bis zum nächsten Schlachtfest reichen. Die Bratwurst war schnell verzehrt und somit gab es das ganze Jahr über Speck- und Leberwust.

Mit der Schließung der Filiale der Fleischerei Strangfeld im Ellefelder Markt ist die Ära der Ellefelder Fleischereien vorerst im Jahre 2020 beendet.

Brigitte Thoß
Heimatfreunde Ellefeld

Ellefelder Bote Dezember 2020

Als die Kohle das Heizmaterial Nummer 1 war ….

Als die Kohle das Heizmaterial Nummer 1 war ….

Zu DDR-Zeiten belieferten die Kohlenhändler Strobel und Möckel unseren Ort mit Kohlen und gebündelten Brennholz.

Beide befanden sich in der Schulstraße, Strobel im Haus Nummer 18 und Möckel in Nummer 21. Hermann Strobel betrieb neben seinem Gasthof „Goldener Löwe“ ab 1918 einen Kohlenhandel, der 1931 von Max Strobel als „Handel mit Brennstoffen und Fuhrgeschäft“ weitergeführt wurde.

Seine Nichte Inge Trommer übernahm das Geschäft 1966 und wurde von ihrer Schwester Lore dabei unterstützt. Aus Altersgründen übergaben sie ihre Firma 1988 an Michael Luderer, der den Kohlenhandel bis 1998 in der Schulstraße und bis 2020 in der Winkelgasse betrieb.

Der Bauer Hermann Möckel (Zeibel) betrieb ab 1924 neben der Landwirtschaft einen Kohlenhandel. Sein Sohn Max Möckel führte beides bis zu seinem Tod im Jahr 1975 weiter und Ehefrau Lucia Möckel betrieb den Kohlenhandel bis Anfang der 1980er Jahre.

Ein historisches Foto von Inge und Lore TrommerBildrechte

Inge und Lore Trommer

Jeder Haushalt bekam einen Berechtigungsschein (Kohlenkarte) für den Bezug von Briketts zu dem staatlich gestützten Preis von 3,78 Mark pro 100 kg. Im Jahr 1988 konnte ein 2-Personen-Haushalt   850 kg und ein 3-Personen-Haushalt 1150 kg, Rentner zusätzlich 250 kg verbilligte Briketts beziehen.  Das reichte natürlich nicht aus und für den restlichen Bedarf mussten 7,38 M pro 100 kg bezahlt werden. Wenn man Glück hatte, konnte man auch etwas Braunkohlen-Hochtemperatur-Koks (BHT-Koks) bekommen. Manchmal gab es auch ein geringes Kontingent an gebündeltem Brennholz, das zum Anheizen benötigt wurde. Die Bestellung der Heizstoffe wurde beim Kohlenhändler abgegeben und der Liefertermin vereinbart. Im Büro von Kohlen-Strobel begrüßte der Hund Rex die Kundschaft.

In offenen Güterwaggons wurden die Briketts, die aus der Leipziger oder Lausitzer Gegend kamen, auf dem Güterbahnhof Ellefeld angeliefert. In mühevoller Handarbeit musste die Kohle aus den Waggons auf die bereitgestellten Fahrzeuge oder auf große Haufen geschaufelt werden.  Diese schwere körperliche Arbeit wurde auch von freiwilligen Helfern durchgeführt, die nach ihrer beruflichen Tätigkeit sich im Nebenerwerb noch ein paar Mark verdienten. Später kamen Förderbänder zum Einsatz. Die beladenen Fahrzeuge fuhren über die Fuhrwerkswaage des Güterbahnhofs und es wurde eine Wiegekarte erstellt, die die Grundlage für die Rechnung an den Kunden war.

Die Firma Kohlen-Strobel führte schon zeitig die Transporte mit Lkw durch, während Max Möckel die Kohlen noch mit dem Pferdegespann anlieferte.

Historisches Foto vom Kohlehändler und seinen AutosBildrechte

Furhpark des Kohlehändlers Strobel

Manche werden sich noch an den schweren Unfall erinnern, der im Jahr 1962 geschah. Ein mit Kohlen beladenes Pferdefuhrwerk durchbrach die Mauer an der Kurve der Bahnhofstraße und stürzte die Böschung hinab. Die Pferde kamen dabei zu Tode.  Danach erledigte Max Möckel die Fuhrgeschäfte mit einem Lkw Molotow.

Die Briketts wurden auf dem Fußweg auf einen Haufen geschüttet. Wer Glück hatte und sein Kellerfenster zur Straßenseite hatte, konnte sie gleich einwerfen. Die anderen mussten die Kohlen mit Schubkarren oder Eimern in ihre Keller oder Schuppen befördern. Die Kinder hatten viel Spaß, wenn sie mithelfen und sich mal richtig dreckig machen konnten. Das Problem „Kohlen-Reinschaffen“ hatten auch Betriebe, Läden, öffentliche Einrichtungen usw. So mussten zum Beispiel in der Landeskirchlichen Gemeinschaft die Kohlen vom Fußweg den Berg hinauf in den Heizungskeller am oberen Ende des Gebäudes transportiert werden. Dazu wurden die jungen kräftigen Männer mobilisiert.

In den meisten Wohnungen stand in der Küche ein weißer Küchenherd mit Kochplatte, evtl. Backröhre und Wasserbehälter (Ufentopf) an der Seite. Später wurde mit dem Glutos-Ofen die Küche geheizt und auf der Herdplatte gekocht. Im Wohnzimmer stand ein gemauerter oder transportabler Kachelofen.  Später gab es auch die Heißluftöfen mit einer effektiveren Heizleistung. Während der Nachkriegsjahre existierten noch die Kanonenöfen, die schnell eine warme Stube machten, aber die Wärme konnte nicht gespeichert werden. Wenn freitags Badetag war, wurde der Kohlebadeofen angeheizt.

Die Zentralheizungen, die die meisten Firmen und Institutionen sowie manche Wohnhäuser besaßen, wurden auch mit Kohle betrieben. Viele Betriebe und Einrichtungen hatten Heizer angestellt.  Das Ellefelder Ortsbild prägten die zwei großen Schornsteine vom VEB Ellma und VEB Falgard. Der letztere der beiden, der 67 Meter hohe Schornstein des Falgard-Werkes, wurde 2007 aberissen.

Die Wärmeversorgung der Ellefelder Plattenbauten im Neubaugebiet Göltzschtalblick erfolgte vom Heizhaus an der Eisenbahnstraße in Auerbach aus, das mit Braunkohle betrieben wurde und für die Wärmeversorgung des Auerbacher Neubaugebietes und umliegender Firmen zuständig war. Über den Flugplatz, paralell zur heutigen Zeppelinstraße, wurde Dampf in einer Freileitung mit großen Rohren bis zur Firma Ackermann geleitet. Dort wurde in einer Umformstation der Dampf in Warmwasser umgewandelt und durch eine unterirdische Leitung bis zu den Plattenbauten des Göltzschtalblicks Ellefeld geführt.  Dabei entstanden sehr hohe Wärmeverluste.

Mit der politischen Wende im Jahr 1990 zog auch der technische Fortschritt der Heizanlagen in Ellefeld ein. Die ersten Hausbesitzer begannen, eine Ölheizungsanlage zu installieren. Vor 30 Jahren, am 23.9.1991, war   in Ellefeld der Start zur Verlegung der Erdgasleitung. Die Installation des ersten Ellefelder Erdgasanschlusses erfolgte am 8.1.1992 im Haus Grenzstraße 22. Innerhalb eines kurzen Zeitraumes konnten die Ellefelder Wohnhäuser, Betriebe, öffentliche Gebäude usw. mit Erdgas versorgt werden. Bei den Heizungs- und Sanitärfirmen herrschte Hochkonjunktur, da ein hoher Nachholebedarf an modernisierten Heizungsanlagen und Bädern herrschte. 

Unsere Umweltbedingungen wurden durch die Reduzierung der Heizung mit Kohle erheblich verbessert. Heute kann man die geringen Mengen Brikett, die neben Holz zum Heizen der Kamine benötigt werden, abgepackt in Baumärkten oder Supermärkten kaufen. 

Brigitte Thoß
Heimatfreunde Ellefeld

Ellefelder Bote Mai 2021

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