Demografischer Wandel-(k)ein Schreckgespenst?

Das Bild zeigt eine Grafik zur Demografiestrategie der Bundesregierung Bildrechte

Das Thema „demografischer Wandel“ oder „Bevölkerungsrückgang“ hört man derzeit sehr oft und meist hinterlässt es ein eher komisch unangenehmes Gefühl. Warum eigentlich?

Der sogenannte „demografische Wandel“ spielt bei der weiteren Entwicklung und Gestaltung der Kommunen – also der Gestaltung der Lebens- und Wohnumstände der Menschen – eine wichtige Rolle.

Wir haben nachfolgend ein paar Fakten zusammengestellt, die zum einen Antworten geben können auf die Frage: „Ist der demografische Wandel (k)ein Schreckgespenst?“ und zum anderen den Ellefelder Standpunkt „Erhalt der Eigenständigkeit“ näher beleuchtet.

Was ist der demografische Wandel?

Er ist die Bezeichnung für die Bevölkerungsentwicklung und ihre Veränderungen insbesondere im Hinblick auf die Altersstruktur, die Entwicklung der Geburtenzahl und der Sterbefälle, die Anteile von Inländern, Ausländern und Eingebürgerten sowie die Zuzüge und Fortzüge.

In Deutschland ist der demografische Wandel dadurch gekennzeichnet, dass seit Anfang der 1970er-Jahre die Geburtenrate niedriger ist als die Sterberate, weshalb die Bevölkerungszahl ohne die vorherrschende Zuwanderung noch stärker sinken würde.

Ein weiteres Kennzeichen ist die höhere Lebenserwartung der Bevölkerung, was bei zurückgehender Geburtenrate zu einem größeren Anteil der älteren Bevölkerung im Vergleich zum Anteil der jüngeren Bevölkerung führt.

Demografie-Radar

Der demografische Wandel begann vor Jahrzehnten mit der Ausgangssituation einer traditionellen Gesellschaft, die geprägt war von hohen Geburten- und Sterberaten. Als Endstadium gilt die moderne Gesellschaft mit niedrigen Geburten- und Sterberaten. Bis dahin befindet sich die Bevölkerungsentwicklung im Wandel oder auch im Übergang, dessen Ursachen in gesellschaftlichen und ökonomischen Veränderungen (Industrialisierung) liegen.

demografischer Übergang


Welche Auswirkungen hat der demografische Wandel?

Die Auswirkungen des demografischen Wandels bringen seit Jahren große Herausforderungen und immer wieder neue Aufgaben mit sich.

So muss etwa in der gesetzlichen Rentenversicherung die Rente für die momentanen und zukünftigen Rentner der älteren Generation von einer rückläufigen Anzahl von jüngeren Beitragszahlern aufgebracht werden.

Ein zunehmender Anteil älterer und alter Menschen führt im Gesundheitsbereich, in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung zu steigenden Kosten.

Die Arbeitswelt könnte sich durch den höheren Anteil älterer Menschen dahingehend verändern, dass einerseits die Lebensarbeitszeit weiter erhöht wird und andererseits altersgerechte Arbeitsbedingungen und Maßnahmen zur altersgerechten Arbeitszeitflexibilisierung geschaffen werden.

Statistische Informationen


Was können die Kommunen tun – im demografischen Wandel?

Vorab sei gesagt, dass der demografische Wandel durch (kommunal-) politische Maßnahmen nur sehr bedingt beeinflussbar ist.  Sie können nicht „den Wandel stoppen“. Sie können aber gezielt die Lebensumstände an die jeweilige Bevölkerungsentwicklung anpassen.
 

Die Demografiepolitik der BRD hat daher das Ziel, Rahmenbedingungen zu schaffen, welche die Lebensqualität der Menschen aller Generationen erhält und weiter verbessert.

Hauptziele/Handlungsfelder:

  • das wirtschaftliche Wachstumspotenzial zu stärken
    • Themen: Bildung, Fachkräfte, Entlohnung
  • den sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalt bewahren und fördern
    • Themen: Familien, Jugend, Senioren, Gesundheit, Pflege sowie bürgerliches Engagement
  • die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse und eine hohe Lebensqualität in den betroffenen ländlichen und städtischen Regionen zu befördern
    • Themen: Stadt und Land ergänzen sich – Ungleiches muss ausgeglichen werden, Wirtschaft, Verkehr, Infrastruktur, Umwelt und Raumordnung sowie Wohnungsbau
  • durch solide Finanzen die Handlungsfähigkeit des Staates, die Verlässlichkeit der sozialen Sicherungssysteme und einen attraktiven und modernen öffentlichen Dienst dauerhaft zu gewährleisten.
    • Themen: soziale Sicherungssysteme, Finanzstrukturen, Modernisierung öffentlicher Dienst

Informationen der Bundesregierung


Die Demografiepolitik der Kommunen muss sich in die o.g. Handlungsfelder der Bundesregierung einordnen und kann anpassende Maßnahmen ergreifen, die in der kommunalen Zuständigkeit liegen. Die Kommunen müssen sich also – im Rahmen dieser Möglichkeiten – auch mit dem demografischen Wandel mit entwickeln.

Die Gemeinde Ellefeld (wie auch andere Kommunen) gestaltet bereits seit Jahren im Rahmen ihrer kommunalen Selbstverwaltung die Entwicklungen im Ort – auch unter Berücksichtigung des demografischen Wandels.

Das sind Aufgaben der Verwaltung, des Gemeinderates, aber auch der Wirtschaft und der Bürger und Bürgerinnen. Sie müssen regelmäßig und flexibel angepasst und bei Planungen berücksichtigt werden – soweit das im Handlungsspielraum der Beteiligten möglich ist.

Als kleine Gemeinde muss die Verwaltung und der Gemeinderat Ellefelds schon sehr viele Jahre mit dem Thema „Bevölkerungsrückgang“ umgehen. Es ist stets präsent.

Unsere Aufgaben als Dienstleister für die Ellefelder versuchen wir als kleine Gemeinde zeit- und bürgernah zu erledigen, auf Ortsbesonderheiten und auf Menschen einzugehen sowie solide zu wirtschaften. Gemeinsam mit dem Gemeinderat, den Firmen, Vereinen, engagierten Menschen und den Nachbarkommunen ist das in der Vergangenheit recht gut gelungen.

Die Gemeinde Ellefeld macht -ebenfalls gemeinsam mit den Nachbarkommunen- ein Angebot zum Leben und Wohnen mit all den Vor- und Nachteilen hier im Göltzschtal. Dabei sind die Kommunen natürlich aufeinander angewiesen, weil nicht jeder Ort alles bieten kann und weil der Erhalt des Gefüges von Großstädten, Städten, Gemeinden und Dörfern staatlich und von den Menschen gewollt ist.

Wir arbeiten an einer steten Entwicklung Ellefelds – so dass man sich hier wohlfühlen und gut leben kann. Die aktuellen Ellefelder Themenschwerpunkte wurden in einer Online-Umfrage von den Bürgern festgelegt. Ob derzeit noch weiterführende Maßnahmen oder Möglichkeiten bestehen, versuchen wir derzeit in der „Zukunftswerkstatt Kommunen“ gemeinsam mit Falkenstein, Auerbach und Rodewisch zu erarbeiten.

Auf einer anderen Bühne wird eine Städtefusion erarbeitet, die als Reaktion auf den demografischen Wandel erklärt wird. Das könnte eine Maßnahme sein.

Eine Göltzschtal- bzw. Einheitsstadt ist für den Gemeinderat und den Bürgermeister der Gemeinde Ellefeld derzeit aber keinen primären Weg, um sich mit demografischen Wandel mit zu entwickeln.

Auf der ranghöchsten Ebene – im Grundgesetz –  heißt es in Art. 28 Abs. 2 GG: "Den Gemeinden muss das Recht gewährleistet sein, alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft im Rahmen der Gesetze in eigener Verantwortung zu regeln.“

Das Recht auf Selbstverwaltung ist also ein hohes Gut und ein wichtiger Bestandteil der Demokratie auf kleinster Ebene. Das gilt es zu bewahren und sich trotzdem mit den Begebenheiten des demografischen Wandels auseinanderzusetzen und zu entwickeln.

Bürgermeister, Gemeinderat und ein Großteil der Ellefelder sieht deshalb den derzeit sinnvollsten Weg nicht in der Abgabe der eigenständigen Entscheidungsbefugnisse, sondern in der Zusammenarbeit mit den anderen Kommunen und den Menschen vor Ort. 

Denn letztendlich gilt: Menschen leben dort, wo sie leben wollen.
Und dass sich die Ansprüche an „gutes Leben und Wohnen“ auch wandeln (müssen), hat zuletzt die „Corona-Krise“ gezeigt. Aus der bisherigen „Landflucht“ wurde eine „Stadtflucht“ , das Home-Office ist nun vielerorts möglich, Freunde und Nachbarn sowie ein gutes Miteinander werden mehr geschätzt denn je…

Wir sind an euren Ansichten zum demografischen Wandel interessiert. Eure Anregungen sind uns willkommen. Und natürlich, darf sich jeder, der Zeit und Lust hat, bei der Zukunftswerkstatt Kommunen beteiligen.
Kontakt: Telefon: 03745/78110 oder Mail: gemeinde@ellefeld.de


Quellen und weiterführende Informationen:

Ein Dossier – für noch mehr Informationen

Zukunftswerkstatt Kommunen
Werkzeugkoffer der ZWK
Bundeszentrale für politische Bildung
BMI

Gemeindeverwaltung Ellefeld 
07.02.2022